Die DünndarmbiopsieAnlass für eine Spiegelung der Speiseröhre, des Magens und des oberen Dünndarms sind in den meisten Fällen zunächst entsprechendes Symptome (Übelkeit, Durchfälle, Sodbrennen, Schmerzzustände, Suche nach Blutungsquellen oder anderen Ursachen bei niederem Hb oder Eisenmangel) und / oder ein Antikörpernachweis der zöliakietypischen Antikörper.
Um diese Untersuchung für die Zöliakiediagnostik aussagekräftig zu machen, sollten aus dem oberen Dünndarm (12-Fingerdarm und oberes Jejunum) mindestens 3 – 5 Gewebeproben entnommen und nach den Marsh-Kriterien untersucht werden, Beurteilung der IEL (intraepitheliale Lymphozyten) Krypten und Dünndarmschleimhautzotten.
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Marsh 1: > 25:100 IEL (mehr als 25 Lymphozyten in 100 Epithelzellen)
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Marsh 2: > 25:100 IEL und
Kryptenhyperplasie (Vertiefung der Krypten)
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Marsh 3: > 25:100 IEL und
Kryptenhyperplasie (Vertiefung der Krypten) und
Zottenatrophie (Abflachungen der Dünndarmzotten)
a) leichte Atrophie (leicht verkürzte Zotten)
b) mittelgradige (subtotale) Atrophie (verkürzte Zotten)
c) totale Atrophie (keine Zotten mehr vorhanden)
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Marsh 4: keine Erhöhung der IEL und
keine Kyptenhyperplasie und
totale Zottenatropie
Außerdem sollten aus der Magenschleimhaut Gewebeproben entnommen werden, wenn die Magenschleimhaut auch nur geringe Auffälligkeiten aufweist.
Marsh II spricht für eine Zöliakie (Antikörpernachweis erforderlich)
Marsh I ist für die Zöliakiediagnose nicht ausreichend! Weitere Indizien für die Zöliakie sind positive Antikörper und klinische Beschwerden, die sich unter glutenfreier Ernährung deutlich bessern.
Ablauf der BiopsieDie Biopsie kann ambulant in einer Klinik oder Praxis durchgeführt werden
Sie kann aber auch stationär (stationäre Aufnahme mindestens einen Tag vor der Untersuchung) oder teilstationär (Aufnahme am Morgen vor der Untersuchung - Entlassung nach der Untersuchung bzw. nach dem "Ausschlafen") durchgeführt werden.
Vor der Untersuchung:Dies sind ganz allgemeine Angaben. Hin und wieder haben Ärzte, Praxen oder Kliniken abweichende Vorgaben.
- Aufklärung zur Magen-Darm-Spiegelung mit Biopsie mindestens einen Tag vor der Untersuchung
- Nahrungskarenz 6 - 8 Stunden vor der Untersuchung (meist ab Mitternacht vor der Untersuchung)
- Flüssigkeitskarenz 4 - 6 Stunden vor der Untersuchung
- wichtige Medikamente nur nach Absprache mit dem untersuchenden Arzt mit sehr wenig Flüssigkeit (in der Regel 2 Stunden vor der Untersuchung) einnehmen.
Wichtig zu wissen: Wann was gegessen und getrunken werden darf, und ob und wann die Medikamente eingenommen werden dürfen wird mit dem Arzt besprochen und kann von den hier genannten Zeiten abweichen!
Die Untersuchung:Welche Art der Betäubung durchgeführt werden kann oder muss, muss mit dem behandelnden Arzt besprochen und entschieden werden.
Folgende Möglichkeiten gibt es:
- Betäubung des Rachens um den Würgereflex zu unterdrücken, ansonsten keine weiteren Medikamente / Beruhigungsmittel
- leichtes Beruhigungsmittel (um die Aufregung zu nehmen) und Rachenbetäubung
- arrow: Beruhigungsmittel / Schlafmittel
- Kurznarkose
- Narkose (mit anwesendem Anästhesisten)
Nach Wirkungseintritt des Medikaments führt der Arzt ein Endoskop über den Mund - Rachen in die Speiseröhre ein
Über eine Kamera mit Beleuchtung kann man die Schleimhäute sehr gut sehen und auch Veränderungen schon erkennen.
In den Magen wird Luft eingepumpt, damit sich der Magen entfaltet und dadurch die Schleimhaut flächig angesehen werden kann.
Bei Auffälligkeiten werden über eine kleine Zange am Kopf des Endoskopes Gewebeproben in Millimetergröße entnommen.
Gleiches passiert im oberen Dünndarm: Über das Endoskop wird Luft eingepumpt. Dadurch entfaltet sich die Darmschleimhaut und der Untersuchende kann sichtbare Veränderungen erkennen. Die Gewebeproben sollen jetzt möglichst an sehr unterschiedlichen Stellen im 12-Fingerdarm und oberen Jejunum entnommen werden.
Danach wird das Endoskop wieder langsam zurückgezogen und herausgenommen - Die eigentliche Untersuchung ist beendet.
Unmittelbar nach der Untersuchung wird der untersuchende Arzt den ersten (vorläufigen) Befund erstellen. Hier wird aufgeführt was der Untersuchende gesehen hat und wo und wie viele Gewebeproben entnommen wurden (evtl. welchen Untersuchungen / Labor diese Gewebeproben zugeführt werden).
Leider ist bei der Zöliakie nicht immer etwas Auffälliges mit dem bloßen Auge zu erkennen, maßgeblich sind die Befunde der Gewebeproben (Histologie).
In den meisten Fällen spricht der Arzt schon unmittelbar nach der Untersuchung mit dem Patienten und teilt den Sichtbefund mit.
Nach der Untersuchung:Ohne Entnahme von Gewebeproben und ohne auffälligen Befund darf, nachdem die Betäubung nachgelassen hat (das Schlucken wieder normal möglich ist), sofort wieder gegessen und getrunken werden.
Nach Entnahme von Gewebeproben oder nach auffälligen Befunden entscheidet der Arzt, nach wie vielen Stunden eine erste Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme erfolgen darf.
Je nach dem, welche Art der Betäubung / Sedierung stattgefunden hat, darf der Patient nach Hause gehen bzw. abgeholt werden, wenn er wieder "fit" ist, darf aber abhängig von den Medikamenten ggf. nicht selbst Autofahren!
Die histologische Untersuchung:Die Gewebeproben werden an ein pathologisches Labor geschickt und werden dort zunächst mikroskopisch untersucht. Nach einer Einfärbung (meistens PAS) werden die Gewebeproben erneut unter dem Feinmikroskop untersucht und beurteilt.
Diese PAS-Einfärbung dauert allein 3 Tage!
Es kann durchaus sein, dass (fast) jede Gewebeprobe einen anderen Befund ergibt, da die Dünndarmschleimhaut nicht immer vollflächig gleichermaßen geschädigt ist.
Der Befund der Gewebeproben wird in der Regel 5 - 7 Arbeitstage beim Arzt eintreffen und wird dann dem Patienten mitgeteilt.
Die Besprechung mit dem Arzt:Nachdem die Diagnose gestellt ist, muss der Neubetroffene zunächst vom Arzt aufgeklärt werden,
- was es bedeutet, Zöliakie zu haben
- welche Therapie erforderlich ist
- wann welche Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden sollen und müssen und
- dass der Neubetroffene einen Anspruch auf eine gute Ernährungsberatung hat.
Jeder hat das Recht, sich alle seine Befunde aushändigen zu lassen (bzw. Kopien von den Befunden), ggf kann die Praxis eine Bearbeitungsgebühr für das Kopieren erheben.